Kanzlei Dr. Bahr
Navigation
Kategorie: Allgemein

VG Braunschweig: Auskunftsanspruch gegen Behörde bzgl. Felder mit Genraps

Das Staatliche Gewerbeaufsichtsamt Braunschweig ist verpflichtet, dem Anbauverband "Bioland e.V." mitzuteilen, auf welchen Flurstücken dreier Landwirte im Jahr 2007 unwissentlich Rapssaat ausgebracht wurde, die geringfügig mit gentechnisch verändertem Material verunreinigt war. Das hat die 2. Kammer des Verwaltungsgerichts Braunschweig in einem Urteil heute entschieden.

Der Anbauverband beruft sich mit Erfolg auf das Umweltinformationsgesetz (UIG). Danach hat jeder Anspruch auf freien Zugang zu Umweltinformationen. Das Gewerbeaufsichtsamt hatte unter Verweis auf eine Ausnahmeregelung im UIG lediglich die jeweilige Gemeinde ohne konkrete Flurstücksbezeichnung genannt, da andernfalls die Vermarktungschancen der Landwirte beeinträchtigt seien und die Gefahr der Zerstörung von Rapsfeldern durch militante Gentechnikgegner bestehe.

Beide Gründe hält das Gericht für nicht ausreichend, um den Auskunftsantrag abzulehnen, weil der Eintritt der befürchteten Nachteile nicht hinreichend wahrscheinlich sei. Denn der versehentlich gentechnisch leicht verunreinigte Raps stehe heute schon nicht mehr auf den drei Feldern. Die Interessen der Landwirte seien durch die Informationen daher nicht im Sinne des UIG "erheblich" beeinträchtigt.

Der Fall ist insofern von allgemeinem Interesse, weil das Gentechnikgesetz für den genehmigten Anbau gentechnisch veränderter Organismen ein Register vorsieht, aus dem für die Öffentlichkeit im Internet ersichtlich ist, welche Felder betroffen sind. Für nachträglich als verunreinigt festgestellte Aussaaten gibt es entsprechende öffentlich zugängliche Informationen jedoch nicht. Über das UIG hat der Bürger jedoch die Möglichkeit, weitere Informationen zu erlangen, sofern nicht schutzwürdige Belange Betroffener entgegenstehen.

(Urteil vom 14.01.2009, Aktenzeichen 2 A 121/08)

Quelle: Pressemitteilung des VG Braunschweig v. 14.01.2009

Rechts-News durch­suchen

25. April 2025
Vorabentscheidung an den EuGH: Muss eine Datenschutzbehörde dem Betroffenen umfassend Auskunft geben oder kann es sich auf den Ausnahmetatbestand des…
ganzen Text lesen
09. April 2025
Ein Kontrollverlust über persönliche Daten kann allein schon einen DSGVO-Schadenersatzanspruch auslösen.
ganzen Text lesen
09. April 2025
Meta muss Nutzern 2.000,- EUR DSGVO-Schadensersatz zahlen, weil es Daten über seine Business-Tools unerlaubt sammelte und Persönlichkeitsprofile…
ganzen Text lesen
08. April 2025
Auch Daten von Geschäftsführern oder anderen Vertretern juristischer Personen unterliegen der DSGVO, wenn es sich um natürliche Personen handelt.
ganzen Text lesen

Rechts-News durchsuchen