Kanzlei Dr. Bahr
Navigation
Kategorie: Onlinerecht

KG Berlin: Rechtsanwalt muss Namensnennung im Internet bei Berichterstattung über Gerichtsprozess dulden

Das KG Berlin <link http: www.online-und-recht.de urteile rechtsanwalt-muss-namensnennung-im-internet-bei-berichterstattung-ueber-gerichtsprozess-dulden-kammergericht-berlin-20090220.html _blank external-link-new-window>(Beschl. v. 20.2.2009 - Az.: 9 W 39/09) hat entschieden, dass ein Rechtsanwalt, der in einer öffentlichen Gerichtsverhandlung auftritt, grundsätzlich keinen Anspruch auf Unterlassung der Nennung seines Namens in einem Internet-Bericht hat.

Der Kläger war Rechtsanwalt. Er trat in einem Gerichtsverfahren auf, über das der Beklagte im Internet berichtete. Der Beklagte erwähnte im Zusammenhang mit dem Prozess auch den vollen Namen des Klägers. Dies sah der Anwalt als Verletzung seines Allgemeinen Persönlichkeitsrechts und begehrte Unterlassung.

Zu Unrecht wie die Berliner Richter nun beschlossen. Zwar handle es sich bei der Internet-Veröffentlichung nicht um eine klassische Presse- oder Medienberichterstattung, der Beklagte könne sich aber gleichwohl auf das Grundrecht der Meinungsfreiheit berufen. Dass es sich dabei um kein spektakuläres Verfahren handelte, ändere nichts an der Tatsache, dass grundsätzlich ein öffentliches Interesse an der Berichterstattung bestehe und die Bevölkerung gerade über den Gerichtsalltag informiert werden wolle.

Schließlich habe der Kläger durch die Übernahme des Mandats seine "Anonymität" aufgegeben. Auch deswegen sei das Interesse des klägerischen Rechtsanwalts geringer einzustufen als das allgemeine Informationsinteresse.

In der Rechtsprechung ist diese Frage außerordentlich umstritten. Ähnlich wie das KG Berlin entschied vor kurzem auch das OLG Hamburg <link http: www.foren-und-recht.de urteile oberlandesgericht-hamburg-20070709.html _blank external-link-new-window>(Beschl. v. 09.07.2007 - Az.: 7 W 56/07), dass die Frage, ob die Urteils-Veröffentlichung mit voller Namensnennung erlaubt ist, im Rahmen einer konkreten Interessensabwägungbwägung festzustellen ist. Ähnlich auch OLG Hamm <link http: www.foren-und-recht.de urteile oberlandesgericht-hamm-20071211.html _blank external-link-new-window>(Urt. v. 11.12.2007 - Az.: 4 U 132/07). Andere Gerichte hingegen verneinen die Erlaubnis zur Namensnennung.

Siehe zu dem Problemkreis auch unseren Lawr-Podcast <link http: www.law-podcasting.de ungeschwaerzte-veroeffentlichungen-von-urteilen-im-web-teil-1 _blank external-link-new-window>"Ungeschwärzte Veröffentlichungen von Urteilen im Web – Teil 1" und <link http: www.law-podcasting.de ungeschwaerzte-veroeffentlichungen-von-urteilen-im-web-teil-2 _blank external-link-new-window>"Ungeschwärzte Veröffentlichungen von Urteilen im Web – Teil 2".

 

Rechts-News durch­suchen

07. November 2025
Wer wegen seiner Tätigkeit konkret gefährdet ist, kann eine Auskunftssperre im Melderegister verlangen.
ganzen Text lesen
27. Oktober 2025
Arbeitnehmer gelten laut BGH in der Regel nicht als Verantwortliche im Sinne der DSGVO, sondern als dem Arbeitgeber unterstellt.
ganzen Text lesen
20. Oktober 2025
Die Speicherung und Übermittlung personenbezogener Daten in die USA durch ein soziales Netzwerk ist rechtmäßig, ebenso die Verweigerung von Auskünften…
ganzen Text lesen
14. Oktober 2025
Eine Datenschutzbehörde muss nur bei klaren DSGVO-Verstößen einschreiten.
ganzen Text lesen

Rechts-News durchsuchen